DIE PIAZZA
Die Piazza liegt in tiefem Schlummer,
es ist schon weit nach Mitternacht.
Vergessen sind nun Freud’ und Kummer,
die ihr der Tag vorbeigebracht.
Die Lichter sind davon gegangen,
Musik und Tanzen längst verstummt.
Nacht hat alles eingefangen,
den Mond am Himmel bleich vermummt.
Sie liebt das ewig bunte Treiben,
schaut sich gern das Leben an,
könnte
viel’ Geschichten schreiben
über sich und jedermann.
Bis zum kühlen späten Abend
saßen Männer auf den Bänken
beim Kartenspiel, mit Wein sich labend,
um sich vom Tage abzulenken.
Sie sah Kinder, die mit Bällen
fröhlich auf dem Pflaster hüpften
und wie manch düstere Gesellen
der Polizia doch entschlüpften.
Den Verliebten, eng umschlungen,
im Licht der alten Gaslaternen,
hat sie Lieder vorgesungen
von Sehnsucht und von weiten Sternen.
Wenn auch am Tag die heiße Sonne
erbarmungslos hernieder stach,
liegt sie nun in sel’ger Wonne
und wird im Morgenrot erst wach.
In ihrem Schoß ein Baum, ein stummer,
sich wiegend ihren Schlaf bewacht.
Die Piazza liegt in tiefem Schlummer,
es ist schon weit nach Mitternacht.
Neapel
sehen…
Du stolze Stadt liegst dem Vesuv zu Füssen,
lässt streicheln dich von sanften Meereswellen.
Vom Sonnenschein lässt’gerne dir versüßen
die prachtvoll schönen kulturellen Stellen.
Gebaut wardst du nach Ausbruch des Vulkans
- Pompei starb in heißer Lavaglut -
in Schutt und Asche zerfiel der helle Glanz.
Mit neuen Mauern wuchsen Stolz und Mut.
Ich wand’re oft durch deine Pflasterstrassen,
betracht’ voll Ehrfurcht Schlösser und Ruinen,
Quartieri spagnoli mit ihren engen Gassen,
lass mich von Pulcinella gerne dort bedienen.
Castel dell’Ovo liegt an der Meeresküste,
Maschio Angioino gar nicht weit davon,
viel läng’re Zeit ich wirklich haben müsste
für den Palazzo mit seinem alten Thron.
Auf dem Berg steht strahlend San Martino,
blickt lächelnd auf den silbern’ Golf herab.
Entfern’ ich mich vom schönen Posillipo
find schließlich ich auch Katakombengrab.
Bewundernd steh ich, schaue mir noch an
die Statue Dantes und die von Garibaldi.
Am
Abend, im Teatro di San Carlo dann,
entspann ich mich bei Klängen von Vivaldi.
Welch Panorama hat die Küste von Amalfi,
fahr südlich weiter ich, Richtung Sorrent,
genieß sehr gern, bei Pizza und auch Vini,
beson’dre Gastlichkeit, die man dort kennt.
Du stolze Stadt mit deinem goldnen Herzen,
ein Denkmal bist du in der weiten Welt.
Voll Sehnsucht, Lieb’ und Seelenschmerzen
sind die Geschichten, die man von dir erzählt.
Ich darf dich kennen und werde stets dich lieben,
für deine Kunst und Schönheit will ich werben.
Große Männer haben’s schon geschrieben:
Neapel sehen – und dann sterben.
… und dann sterben
Doch gibt es auch die große Schattenseite,
vor der du schamhaft birgst dein Angesicht.
Der Banden viele liegen längst im Streite
und angstvoll man von der Camorra spricht.
Sie halten Stadt und Leute in den Händen,
sind skrupellos und handeln sehr brutal.
Willst du dich aus ihren Schlingen wenden,
wird’s am Ende sicherlich fatal.
Es geht um Macht nicht nur, nicht bloß um Geld,
das Böse selbst ist’s das will siegen.
Es greift um sich wie Unkraut auf dem Feld,
zerstört das Leben und lässt’s am Boden liegen.
Du hast vor diesen Mächten keine Chance,
Verbrechen sind sehr gut organisiert.
Die Leute akzeptier’n aus Angst das Ganze
und flüstern nur: „Wohin uns das wohl führt?“
Es wird geraubt, gemordet und erpresst.
Man macht sogar vor Kindern keinen Halt.
Zahlst du kein „Schutzgeld“ für dein eig’nes Nest,
dann bist du dran, man bringt dich um – eiskalt.
Die Gäste in der Stadt möchte ich warnen:
Liegt in Neapel schlafend Abendrot,
lasst euch von ihrer Schönheit nicht umgarnen
Neapel sehen – kann auch bedeuten - Tod.